Fünf Themen, fünf Politiker und eine Menge diskussionsfreudige Schüler: Bei der Jugendregionalkonferenz im Obersulmer Paul-Distelbarth-Gymnasium (PDG) treffen ganz unterschiedliche Sichtweisen aufeinander. Die Veranstaltung soll den Jugendlandtag vorbereiten, den den Anliegen der Schüler landesweit Gehör verschaffen soll. Mirijam Sperrfechter, Bildungsreferentin im Stadt- und Kreisjugendring Heilbronn, erklärt die Regeln: „Konstruktiv sein, keine Monologe führen.“ Dabei schaut sie die fünf Landtagsabgeordneten augenzwinkernd an. Susanne Bay von den Grünen spricht mit einer Schülergruppe über Digitalisierung an Schulen. Wie viele Daten können wir Amazon geben? „Schwer zu sagen.“ Wird das Thema Datensicherheit im Unterricht besprochen? „Weniger. Dabei wäre es wichtig, es anzuschneiden und zu hinterfragen“, sagt ein Achtklässler. AfD-Abgeordnete Carola Wolle wird mit dem Thema Polizei und Sicherheit konfrontiert. Ob Kameraüberwachung zu mehr Sicherheit führt, will Ben Schwarz wissen. „Das kann man so nicht sagen. Die Kriminalität verlagert sich nur an andere Stellen,“ sagt Wolle. Für Schwarz ist das Argument nicht schlüssig:“ Wenn mehr Straftäter gefasst werden, dann führt das doch sehr wohl zu mehr Sicherheit.“
Entkriminalisierung
Ausruhen können sich die Abgeordneten bei den lebhaften Gesprächen nicht. „Das ist auch gut so,“ sagt Jürgen Keck (FDP, Wahlkreis Konstanz). „Nur die Füße still halten und abwarten, das bringt nichts.“ Seine Gesprächspartner wollen das beim Thema Cannabis keineswegs: „Entkriminalisierung, Qualitätssicherung, die Argumente für eine Legealisierung überwiegen“, sagt Elftklässlerin Thure Sandig.
Beim Thema Flüchtlingspolitik interessiert die Schüler vor allem die finanzielle Leistung des Steuerzahlers. „Griechenland oder Italien geben viel mehr Geld für Flüchtlinge aus“, betont Reinhold Gall (SPD). „Die bekommen auch mehr von der EU“, so ein Schüler. Was am Ende alle wollen: Fluchtursachen bekämpfen.
CDU-Abgeordnete Isabell Huber spricht über den Bildungsplan. In dieser Gruppe ist auch Alana Wildt. Ein Thema, das ihr am Herzen liegt: Umweltschutz. „Wir verbrauchen zu viel Wasser, zu viel Plastik. Warum ist der Supermarkt noch immer voll damit und warum sprechen wir im Unterricht kaum darüber?“ Diese Fragen wird sie mit nach Stuttgart nehmen. Elf Schüler aus diesem Kreis hatten für den Jugendlandtag kandidiert. Für Alana Wildt (PDG) hat sich dieser Wunsch erfüllt. Auch Anandam Piastowski und Rahel Schönpflug vom PDG sowie Paul Kirchgessner von der Michael-Beheim-Schule haen die Mitschüler als Delegierte gewählt.
Auf Augenhöhe
„Jeden Staat der Welt auswendig können? Politik komplett verstehen? Das müsst ihr absolut nicht“, betont der 18-jährige Jonas Haas. 2017 war er selbst beim Jugendlandtag in Stuttgart dabei. „Es ist richtig cool, mal mit den Politikern auf Augenhöhe zu diskutieren“, sagt die Neutklässlerin Antonia Schwarzer. Eine Erfahrung, die auch Alana Wild schätzt:“Es ist wichtig, mit den Politikern direkt zu sprechen. Deshalb habe ich mich als Delegierte aufstellen lassen.“ In den landesweiten Regionalkonferenzen werden 125 junge Leute zwischen 14 und 21 Jahren gewählt, um die Ergebnisse der Konferenzen im Juni mit zum Jugendlandtag nach Stuttgart zu nehmen. Vor der Konferenz hatten die Schüler fünf Themenschwerpunkte festgelegt. Eine Stunde lang wurde an fünf Tischen je ein Thema mit einem Politiker und einigen Schülern diskutiert.Welcher Abgeordnete sich welchem Thema annimmt, das wurde per Losverfahren geklärt.